Blasenentzündung ohne Symptome
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Blasenentzündung ohne Symptome

Schwangere Frau

Die Expertin klärt auf

Eine Blasenentzündung mit typischen Symptomen haben 50-60 Prozent der Frauen schon mal in ihrem Leben durchgemacht (1). Es gibt aber auch Frauen, die Bakterien im Urin haben, ohne dass sie es merken. Die Blase ist nicht immer keimfrei – verschiedene Untersuchungen zeigten, dass bei 2 Prozent der Mädchen und bei 18 Prozent der Frauen Bakterien im Urin gefunden werden, ohne dass die Betroffenen Symptome haben. Bei pflegebedürftigen Patienten steigt die Zahl sogar auf 50 Prozent, auch bei Patienten mit Dauerkatheter in der Blase kann man sehr häufig Bakterien nachweisen(2,5). Wenn die Betroffenen trotz des Bakteriennachweises keine typischen Symptome einer Blasenentzündung haben wie beispielsweise vermehrten Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen, spricht man von einer sogenannten asymptomatischen Bakteriurie. Diese kann auftreten, wenn die Bakterien die Schleimhaut nur oberflächlich besiedeln, ohne eine große Entzündungsreaktion zu verursachen. Gerade Frauen neigen zu einer asymptomatischen Bakterienbesiedlung durch Schmierinfektion mit E. coli aufgrund der räumlichen Nähe zum After und der kurzen Harnwege. Bei einer symptomatischen Harnwegsinfektion liegt eine tiefgreifendere Entzündung der Schleimhaut vor, die nicht nur zu den Beschwerden beim Wasserlassen, sondern auch zu allgemeinem Krankheitsgefühl, Bauchschmerzen, Appetitverlust und Fieber führen kann.

Wie werden Bakterien im Urin nachgewiesen?

Meist werden die Bakterien im Urin zufällig bei einer gynäkologischen oder hausärztlichen Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Dabei weist man auf dem Teststreifen die Bakterien nicht direkt nach, sondern deren Stoffwechselprodukt Nitrit sowie die Entzündungszellen Leukozyten. Bei der Urinuntersuchung ist es wichtig, dass man die Probe vom sogenannten Mittelstrahl auffängt, d. h. man lässt etwas Urin in die Toilette fließen, bevor man den Urin im Becher auffängt, um eine Verunreinigung mit Hautbakterien und oberflächlichen Leukozyten zu vermeiden. Manchmal werden nur Leukozyten ohne Bakterien im Urin nachgewiesen. Diese können z. B. bei falscher Urinprobengewinnung auftreten oder bei sehr seltenen Erkrankungen wie einer Tuberkulose der ableitenden Harnwege. Deswegen sollte ein wiederholter Nachweis von Leukozyten im Urin weiter abgeklärt werden. Wenn man auf dem Streifentest vermehrt Nitrite und Leukozyten findet, kann der Arzt den Urin ins Labor schicken, um in einer Urinkultur festzustellen, welche Bakterien dahinterstecken.

Blasenentzündung ohne Symptome häufig bei Schwangeren und Vorerkrankten

Eine Blasenentzündung ohne Symptome kommt insbesondere bei Patienten mit einer Abflussstörung der unteren Harnwege vor. Hier verbleibt Restharn in der Blase, in dem sich die Bakterien gut vermehren können. Auch eine geringe Trinkmenge begünstigt die Vermehrung der Bakterien bei diesen Vorerkrankungen. Gerade Patienten mit Dauerkatheter aufgrund von Operationen, neurologischen Erkrankungen oder Bettlägerigkeit neigen zu vermehrten Bakterien im Urin. Aber auch bei ansonsten gesunden Patienten können Bakterien im Urin nachgewiesen werden. Eine asymptomatische Bakteriurie betrifft beispielsweise 4-7 Prozent der Schwangeren(3). Es gibt zwar keine Hinweise auf eine direkte Schädigung des Kindes durch eine symptomlose Blasenentzündung, aber sie erhöht das Risiko für einen symptomatischen typischen Harnwegsinfekt, der wiederum mit einem erhöhten Risiko einer Frühgeburt einhergehen kann.

Behandlung einer Blasenentzündung ohne Symptome

Liegen keine Ursachen für das vermehrte Vorkommen von Bakterien oder Leukozyten vor, kann man bei einer asymptomatischen Bakteriurie zunächst abwarten. Durch die oberflächliche Keimbesiedlung der Schleimhäute ohne Beschwerden kommt es in den allermeisten Fällen nämlich nicht zu einem Harnwegsinfekt oder einer Entzündung. Häufig verschwinden die Bakterien im weiteren Verlauf von selbst, insbesondere wenn man viel trinkt und die Ausscheidung durch harntreibende Mittel wie echtes Goldrutenkraut unterstützt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass nur ein kleiner Teil der Patientinnen und Patienten mit asymptomatischer Bakteriurie von einer Behandlung mit Antibiotika profitieren(4). Behandlungsbedürftig sind schwangere Frauen, die in einer früheren Schwangerschaft eine Fehl- oder Frühgeburt hatten, Kinder mit Reflux in den Harnwegen und Patienten vor urologischen Eingriffen oder Operation.

Unterstützend sollte man bei einer asymptomatischen Blasenentzündung mindestens zwei Liter Wasser pro Tag trinken, um die Harnwege durchzuspülen und das Anheften der Erreger zu verhindern. Gut geeignet sind neben Wasser auch Kräutertees, z. B. mit Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter und Birkenblätter, die auch entzündungshemmend wirken.
Pflanzliche Extrakte mit echtem Goldrutenkraut haben eine harntreibende und entzündungshemmende Wirkung und verbessern zusätzlich die Ausspülung der Erreger.
 

Quellen:
1) ) 1. Kranz, J., et al., Uncomplicated Bacterial Community acquired Urinary Tract Infection in Adults. Dtsch Arzteblatt Int. 15. Dez 2017; 114 (50) 866–8732)
2) Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) Harnwegsinfektionen. Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044, Stand 2017 www.awmf.org
3) Institut für Qualität und Wirtschatlichkeit in der Medizin (IQWIG): [S13-02] Screening auf asymptomatische Bakteriurie im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien unter besonderer Berücksichtigung der Testmethoden, Stand 2015. www.iqwig.de
4) Zalmanovici Trestioreanu A, Lador A, Sauerbrun-Cutler MT, et al. Antibiotics for asymptomatic bacteriuria. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Apr 8;4:CD009534. PMID: 25851268. PubMed
5) Sundvall et al.. Evaluation of dipstick analysis among elderly residents to detect bacteriuria: a cross-sectional study in 32 nursing homes. BMC Geriatrics 2009; 9: 32. doi:10.1186/1471-2318-9-32